Fragen zum Laden von Elektroautos beantworten wir – für Zuhause und unterwegs. Wichtig für Interessenten und Besitzer von E-Autos und Plug-In-Hybriden
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18.7.23
Im Grunde ist das Aufladen eines Elektroautos oder Plug-In-Hybriden an einer Ladesäule nicht komplizierter als das Tanken an einer Zapfsäule: der Stecker wird in den Ladeanschluss des E-Fahrzeugs eingesteckt, die Ladesäule wird aktiviert und der Ladevorgang wird beendet, wenn der Akku ausreichend geladen ist.
Für das Laden von E-Autos gibt es zusätzlich allerdings hilfreiche Tipps und Tricks. Wir sagen Ihnen, wie Sie schnell die richtige Ladesäule für Ihr Fahrzeug finden, welche Arten der Aufladung von E-Autos es gibt und wie Sie Ihr Fahrzeug am Besten zuhause laden können.
Aktuell gibt es in Deutschland über 72.441 Normalladepunkte und 15.875 Schnellladepunkte für Elektroautos (Stand April 2023). Dabei soll es allerdings nicht bleiben. Mit dem Masterplan Ladeinfrastruktur hat die Bundesregierung sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 eine Million öffentlich zugängliche Ladepunkte in Deutschland zu realisieren. Möglichkeiten, das eigene E-Auto in der Stadt oder auf längeren Fahrten zu laden, gibt es also genug. Zwischen den einzelnen Arten von Ladesäulen gibt es jedoch deutliche Unterschiede in der Leistung und damit auch in der Ladedauer des E-Fahrzeugs. Auch die Bezahlung und der Betrieb kann sich unterscheiden.
Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Ladesäulen mit Wechselstrom (AC) und Ladesäulen mit Gleichstrom (DC).
An Ladesäulen mit Wechselstrom wird das Auto an einem sogenannten Typ 2-Stecker geladen. Dieser ist seit 2013 in der EU für alle Wechselstrom-Ladesäulen und Elektroautos als Standard festgelegt. Alle in Europa verkauften neuen Elektroautos unterstützen das Laden mit einem Typ 2-Stecker. Für ältere E-Autos, die noch einen veralteten Typ 1-Anschluss haben, gibt es passende Adapterkabel.
An Ladesäulen mit Wechselstrom können Elektroautos meist mit 11 oder 22 kW laden. Häufig wird die Ladeleistung jedoch durch das im Auto verbaute Bordladegerät limitiert. Dieses wandelt den Wechselstrom aus der Ladesäule in Gleichstrom um, mit dem die Fahrzeugbatterie geladen werden kann. Das Ladegerät in einem Mazda MX-30 (Stromverbrauch (komb.): 17,8 kWh/km | CO2-Emissionen (komb.): 0 g/km | Energieeffizienzkl.: A+**) kann beispielsweise mit bis zu 6,6 kW Wechselstrom laden. Bei einem BMW i3 oder Hyundai Kona Elektro liegt die Ladeleistung mit Wechselstrom bei 11 kW.
Ladesäulen mit Gleichstrom (DC) bieten den Vorteil, dass der Ladestrom ohne Umwege direkt in die Batterie fließen kann und nicht erst durch ein Onboard-Ladegerät umgewandelt werden muss. Die Ladeleistung ist daher deutlich höher als beim Laden mit Wechselstrom. Gleichstrom-Ladesäulen werden daher auch häufig als Schnellladesäulen bezeichnet. Die meisten Gleichstrom-Ladesäulen können E-Autos mit 50 oder 100 kW aufladen. Vereinzelt gibt es jedoch auch schon Ladesäulen mit bis zu 350 kW Leistung. Diese Ultra-Schnellladesäulen befinden sich meist an Autobahnen, um auf längeren Reisen eine schnelle Weiterfahrt zu ermöglichen.
An Gleichstrom-Ladesäulen kommen zwei verschiedene Steckertypen zum Einsatz. Die sogenannten CCS-Stecker (Combined Charging System) bestehen aus einem Typ 2-Stecker, der um zwei weitere Kontakte erweitert wird. Er vereinfacht daher das Aufladen, da am Auto der gleiche Anschluss wie für das Laden mit Wechselstrom genutzt werden kann.
Einige E-Fahrzeuge japanischer und koreanischer Hersteller werden mit einem sogenannten CHAdeMO-Stecker geladen. Dazu gehören beispielsweise Hybrid- oder Elektroautos von Mitsubishi oder KIA. Auch diese Hersteller haben bei ihren neuen Modellen jedoch mittlerweile auf den gängigen CCS-Standard umgestellt.
Auch beim Laden mit Gleichstrom kommt es darauf an, mit welcher Stromstärke die Batterie des jeweiligen E-Autos aufgeladen werden kann. Neue Elektroautos wie der Hyundai Kona Elektro oder der VW ID.3 (Stromverbrauch (komb.): 14,5–15,4 kWh/km | CO2-Emissionen (komb.): 0 g/km | Energieeffizienzkl.: A+**) können per Gleichstrom mit bis zu 100 kW geladen werden. Der Porsche Taycan lädt dank eines 800 Volt-Systems sogar mit bis zu 270 kW.
Für das Laden an öffentlichen Ladesäulen wird meist eine Ladekarte des jeweiligen Ladesäulenbetreibers benötigt. Mithilfe dieser Karte wird der Ladevorgang gestartet und im Anschluss bezahlt. Auch die Nutzung von Karten anderer Betreiber ist möglich. Dabei können allerdings zusätzliche Gebühren entstehen. Zusätzlich bieten verschiedene Mobilitäts-Anbieter Ladekarten an, die Zugang zu den Ladesäulen der meisten Betreiber ermöglichen.
Die aktuelle Ladesäulenverordnung der Bundesregierung schreibt vor, dass an jeder neu aufgestellten Ladesäule eine Direktbezahlmöglichkeit per Bargeld, EC-Karte, Kreditkarte oder per App vorhanden sein muss. Mithilfe dieser Regelung sollen die vielen verschiedenen Ladekarten der unterschiedlichen Betreiber nach und nach abgeschafft werden.
Einige Ladesäulenbetreiber und Mobilitätsanbieter bieten Apps mit GPS-Karten an, auf denen die Ladesäulen in der Umgebung angezeigt werden. Auch in den Navigationssystemen vieler Elektroautos sind die Standorte von Ladesäulen hinterlegt. Interaktive Karten mit den Ladepunkten in Deutschland bieten außerdem die Bundesnetzagentur und der ADAC an. Meist zeigen die Karten auch die jeweilige Ladeleistung der Ladesäule sowie die verfügbaren Stecker an.
Bevor Sie eine Ladesäule anfahren, sollten Sie vorsichtshalber in der App des eigenen Ladekartenbetreibers überprüfen, welche Ladesäulen Sie mit Ihrer Ladekarte nutzen können.
Die meisten Ladevorgänge von E-Autos finden nicht unterwegs, sondern zu Hause statt. Da hier der normale Stromtarif genutzt wird, ist das Laden zu Hause meist günstiger als an öffentlichen Ladestationen. Auch für das Laden eines Elektroautos an der heimischen Steckdose gibt es jedoch verschiedene Möglichkeiten.
Grundsätzlich ist es möglich, ein E-Auto an einer normalen Schutzkontakt-Steckdose (Schuko) zu laden. Für das Laden an der Haushaltssteckdose wird eine In-Kabel-Kontrollbox (ICCB) benötigt. Diese ist bei den meisten Elektroautos serienmäßig oder als Sonderausstattung erhältlich.
Eine Schuko-Steckdose kann die Batterie eines E-Autos mit etwa 2,3 kW aufladen. Allerdings sind Haushaltssteckdosen nicht dafür ausgelegt, über einen langen Zeitraum volle Leistung zu liefern. Vor allem bei älteren Steckdosen kann es daher zu einer übermäßigen Erwärmung der Kabel kommen. Aufgrund der geringen Leistung dauert das komplette Aufladen eines Elektroautos an einer Schuko-Steckdose außerdem sehr lang.
Alternativ ist für das Laden zuhause die Anschaffung einer sogenannten Wallbox möglich. Diese wird mittels eines separat abgesicherten Anschlusses an das Stromnetz im Haus angeschlossen. Durch zusätzliche Schutzvorrichtungen gegen fehlerhaften Stromfluss ist der Betrieb einer Wallbox sicherer als das direkte Anschließen an eine Steckdose. Darüber hinaus bietet eine Wallbox zusätzlichen Komfort, da meist ein Typ 2-Kabel fest integriert ist. Einige Wallboxen bieten neben dem einfachen Laden zusätzliche Funktionen wie das Einsehen von Ladestatistiken, die Anpassung der Ladeleistung oder das Programmieren der Ladezeit.
Die Ladeleistung der meisten Wallboxen liegt bei maximal 11 kW. Einzelne Geräte bieten auch eine Leistung von bis zu 22 kW und erreichen damit die gleiche Leistung wie öffentliche Ladesäulen. Die Anschaffung einer Wallbox kostet zwischen 500 und 2.000 Euro. Hinzu kommen Kosten für die Installation, die durch eine ausgebildete Elektrofachkraft vorgenommen werden sollte.
Anschaffung und Anschluss einer Wallbox werden in Deutschland in vielen Fällen vom Bund bezuschusst. Mehr Infos dazu finden Sie hier.
Ab einer Ladeleistung von über 3,6 kW muss eine Wallbox für das eigene Zuhause beim Netzbetreiber angemeldet werden. Ab 12 kW ist außerdem eine Zustimmung des Netzbetreibers erforderlich. Der Einbau einer Wallbox in einem Mietobjekt oder einem privaten Stellplatz erfordert außerdem eine Zustimmung des Vermieters oder der Vermieterin beziehungsweise der Wohnungseigentümergemeinschaft. Das gleiche gilt für den Einbau in einem Mehrfamilienhaus.
Die tatsächlich mögliche Ladeleistung beim Aufladen zu Hause hängt außerdem vom Hausanschluss sowie der Auslastung des eigenen Anschlusses ab. 11 kW für eine handelsübliche Wallbox sind allerdings in den meisten Haushalten realisierbar.
Wer sein Elektroauto zuhause lädt, zahlt den üblichen Strompreis des Netzbetreibers. Dieser liegt in Deutschland bei durchschnittlich etwa 30 Cent pro kWh. Hinzu kommen Kosten für Ladeverluste, da beim Aufladen etwas mehr Strom aus der Steckdose fließt, als in der Batterie ankommt. Hierfür müssen zusätzlich etwa 10 Prozent der Batteriekapazität berechnet werden. Eine volle Aufladung eines VW ID.3 mit 58 kWh-Akku würde demnach etwa 19 Euro kosten. (Stromverbrauch (komb.): 14,5–15,4 kWh/km | CO2-Emissionen (komb.): 0 g/km | Energieeffizienzkl.: A+**) Bei einem ID.3 reicht das für etwa 400 Kilometer Reichweite.
Die Preise für eine Aufladung an einer öffentlichen Ladesäule können stark variieren. Je nach Ladesäulen- und Netzbetreiber kann der Ladevorgang zudem unterschiedlich berechnet werden. Während an einigen Ladesäulen nur der tatsächlich geflossene Strom berechnet wird, erheben andere Anbieter auch Kosten für die Zeit, die das Auto an der Ladesäule verbringt. Mittlerweile gibt es außerdem Tarife mit monatlicher Grundgebühr, bei denen der Preis für das eigentliche Laden günstiger wird.
Durchschnittlich kann man mit einem Preis von etwa 40 Cent pro kWh an öffentlichen Wechselstrom-Ladesäulen rechnen. Das Laden an Gleichstrom-Schnellladesäulen ist meist etwas teurer.
Zusätzlich gibt es vielerorts auch kostenlose Ladestationen. Diese befinden sich beispielsweise auf Parkplätzen von Supermärkten oder Möbelhäusern. An diesen Ladepunkten kann das eigene E-Auto während des Einkaufs gratis geladen werden. Die kostenlosen Ladesäulen lassen sich über verschiedene Apps gezielt suchen.
Die Ladedauer für eine komplette Akkuladung hängt bei einem E-Auto von den folgenden Faktoren ab:
Zudem gilt es zu beachten, dass die meisten E-Auto-Batterien nur bis 80 Prozent mit voller Ladeleistung aufgeladen werden. Zur Schonung des Materials wird ab 80 Prozent die Leistung heruntergeregelt. Auch besonders heiße oder kalte Temperaturen können die Ladedauer verlängern, da das Batteriemanagementsystem hier ebenfalls die Leistung zugunsten der Materialschonung herunter regelt.
Der VW ID.3 lädt an einer Gleichstrom-Ladequelle mit maximal 100 kW, an einer Wechselstrom-Ladequelle mit maximal 11 kW. Daraus ergeben sich zum kompletten Aufladen der 58 kWh-Batterie in etwa folgende Ladezeiten:
Haushaltssteckdose (Schuko), 2,3 kW Ladeleistung: Volle Aufladung in 25 Stunden
Wallbox, 11 kW Ladeleistung: Volle Aufladung in 6 Stunden
Öffentliche AC Ladesäule, 22 kW Ladeleistung: Volle Aufladung in 6 Stunden
Öffentliche DC Schnellladesäule, 50 kW Ladeleistung: Volle Aufladung in 1,5 Stunden
Öffentliche DC Ultra-Schnellladesäule, >100 kW Ladeleistung: Volle Aufladung in ca. 45 Minuten
Eine Ladung auf 80 Prozent ist beim ID.3 mit 100 kW Ladeleistung an einer DC-Schnellladesäule bereits nach etwa 25 Minuten erreicht. An einer gewöhnlichen Schuko-Steckdose im Haushalt müsste das E-Auto dagegen mehr als einen ganzen Tag angeschlossen bleiben, um den Akku vollzuladen.
Die Ladeleistung, mit der Elektroautos geladen werden können, erhöht sich ständig. Aktuell sind 350 kW das Ende der Fahnenstange. Das Unternehmen Ionity, an dem VW, Daimler, BMW und Ford beteiligt sind, will bis Ende 2021 400 Standorte mit 2000 Ladestationen, darunter Ultra-Schnellladesäulen, europaweit aufbauen. Auch andere Anbieter bauen bereits Ladestationen mit 350 kW Leistung.
Angesichts der bisherigen Entwicklung der Ladeinfrastruktur ist zu erwarten, dass bald sogar noch schnellere Ladesäulen im Einsatz sein werden. Im Rahmen des Forschungsprojekts “FastCharge”, an dem unter anderem Porsche, BMW und Siemens beteiligt waren, wurde bereits eine Ladestation mit 450 kW Leistung vorgestellt. Ein Forschungsfahrzeug mit einem 57 kWh-Akku konnte damit innerhalb von 15 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen werden.
Auch kontaktloses, induktives Laden von Fahrzeugen ist zukünftig denkbar. Erste Prototypen für diese kabellose Ladetechnik werden bereits an Bussen in Braunschweig und Berlin erprobt. In Schweden wird aktuell bereits an einer Teststrecke gearbeitet, auf der E-Autos während der Fahrt induktiv geladen werden könnten.
Obwohl der eigentliche Vorgang des Ladens nicht komplizierter ist als das Tanken eines Benziners, gibt es beim Laden eines Elektroautos einiges zu beachten. Besonders die im Auto verbaute Ladetechnik und die genutzte Ladesäule beeinflussen, wie lange ein Ladevorgang dauert.
So schnell wie ein Tankvorgang funktioniert die Aufladung zwar noch nicht – angesichts der stetig wachsenden Infrastruktur, der steigenden Leistung von Ladesäulen und der Entwicklung neuer Technologien scheint es allerdings nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
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