Bremsen, Bremsweg und Gefahrenbremsung – alles Wissenswerte dazu erfahren Sie hier inklusive Formeln!
Lesezeit:
5 min
2.4.24
Wer kennt es nicht: Plötzlich kommen die Bremslichter des vorderen Fahrzeugs gefährlich nah und das Einzige, was jetzt noch hilft, ist, ordentlich das Bremspedal zu drücken. Doch zur Gefahrenbremsung muss es in den meisten Fällen gar nicht erst kommen, wenn man mit der Bremsweg-Formel vertraut ist. In diesem Artikel beleuchten wir daher alles rund um das Thema Bremsweg und dessen Berechnung!
Der Bremsweg ist die Strecke, die Ihr Auto von dem Moment an, wenn Sie die Bremse betätigen, bis zum Stillstand zurücklegt. Warum ist das wichtig? Ganz einfach: Je länger der Bremsweg, desto größer ist das Risiko eines Auffahrunfalls. Vor allem bei höheren Geschwindigkeiten oder schlechten Straßenverhältnissen kann sich der Bremsweg deutlich verlängern. Kennt man die Formel zur Berechnung des Bremswegs, kann man besser abschätzen, wie viel Abstand man zum Vordermann halten sollte, um sicher unterwegs zu sein. So sorgen Sie nicht nur für Ihre eigene Sicherheit, sondern auch für die der anderen Verkehrsteilnehmer.
Sie fragen sich, welche Faktoren eigentlich den Bremsweg beeinflussen? Schauen wir uns die verschiedenen Einflüsse gemeinsam genauer an. Zuerst haben wir die Geschwindigkeit. Je schneller Sie fahren, desto länger wird Ihr Bremsweg. Klingt logisch, oder? Hier gilt die Faustformel "Halber Tacho": Halten Sie zum vorderen Fahrzeug mindestens die Hälfte Ihres Tachos Abstand, also Geschwindigkeit in km/h geteilt durch 2 ergibt den Sicherheitsabstand in Metern.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Faktoren, welche die Länge des Bremswegs beeinflussen. Die Beschaffenheit der Straße beispielsweise spielt auch eine große Rolle. Nasser Asphalt oder gar Eis? Da kann der Bremsweg schon mal länger ausfallen oder die Bremsung gar im Schlingern enden. Achten Sie hier daher darauf, das Lenkrad festzuhalten und möglichst schnell wieder Grip auf dem Untergrund zu erlangen.
Außerdem sind für einen sicheren Bremsweg auch die Reifen entscheidend: Abgefahrene Reifen, schlechtes Profil – das heißt, längerer Bremsweg. Und je nach Saison sollten Sie entsprechend mit Sommer- oder Winterreifen unterwegs sein, da deren Profil auf die Witterungen und Straßenverhältnisse in den verschiedenen Jahreszeiten besonders angepasst sind.
Und natürlich dürfen wir zum Schluss die Reaktionszeit nicht vergessen. Sie sehen etwas auf der Straße, brauchen aber einen Moment, um zu reagieren – in dieser Zeit legen Sie weitere Strecke zurück. Also nicht vergessen, immer aufmerksam zu bleiben! Besonders auf Langstreckenfahrten empfehlen wir daher, regelmäßig Pausen einzulegen, um über die gesamte Fahrtdauer hinweg Ihre Konzentration aufrechtzuerhalten.
Im ersten Abschnitt haben wir Ihnen erklärt, was der Bremsweg eigentlich genau ist. Bleibt nun noch die Frage, wie dieser sich berechnet. Dies ist recht simpel und kann schnell im Kopf überschlagen werden. Die Bremsweg Formel lautet: Bremsweg = (Geschwindigkeit in km/h : 10) x (Geschwindigkeit in km/h : 10). Nehmen wir an, Sie fahren 50km/h. Dann rechnen Sie (50 : 10) x (50 : 10) und kommen auf einen Bremsweg von 25 Metern.
Aber das ist nicht alles. Für die reale Fahrsituation müssen Sie auch den Reaktionsweg mit einbeziehen, um den gesamten Anhalteweg zu erhalten. Dabei handelt es sich um die Strecke, die Ihr Fahrzeug zwischen dem Erkennen der Gefahr oder des Hindernisses durch Sie selbst oder Sensoren bis zum Betätigen der Bremse zurücklegt. Der Anhalteweg, also bis das Fahrzeug wirklich zum Stillstand kommt, setzt sich dementsprechend zusammen aus Reaktionsweg plus Bremsweg. Die Formel für den Reaktionsweg ist ebenfalls simpel: (Geschwindigkeit in km/h : 10) x 3. So haben Sie schnell den gesamten Anhalteweg parat und können sicherer fahren.
In der Praxis ist es überaus wichtig, den Bremsweg nicht nur richtig, sondern auch schnell zu berechnen, um sicher unterwegs zu sein. Daher hier ein paar Rechenbeispiele für gängige Geschwindigkeiten:
130 km/h -> Bremsweg = (130 km/h : 10) x (130 km/h : 10) = 169 Meter -> Reaktionsweg = (130 km/h : 10) x 3 = 39 Meter -> Anhalteweg = 169m + 39m = 208m
100 km/h -> Bremsweg = (100 km/h : 10) x (100 km/h : 10) = 100 Meter -> Reaktionsweg = (100 km/h : 10) x 3 = 30 Meter -> Anhalteweg = 100m + 30m = 130m
80 km/h -> Bremsweg = (80 km/h : 10) x (80 km/h : 10) = 64 Meter -> Reaktionsweg = (80 km/h : 10) x 3 = 24 Meter -> Anhalteweg = 64m + 24m = 88m
50 km/h -> Bremsweg = (50 km/h : 10) x (50 km/h : 10) = 25 Meter -> Reaktionsweg = (50 km/h : 10) x 3 = 15 Meter -> Anhalteweg = 25m + 15m = 40m
30 km/h -> Bremsweg = (30 km/h : 10) x (30 km/h : 10) = 9 Meter -> Reaktionsweg = (30 km/h : 10) x 3 = 9 Meter -> Anhalteweg = 9m + 9m = 18m
Übrigens: Die Reaktionszeit sollte weniger als eine Sekunde betragen, um die Strecke, die Sie im Schockmoment noch zurücklegen, bevor Sie überhaupt bremsen, möglichst kurz bleibt.
Wie Sie sehen, entscheidet in erster Linie die Geschwindigkeit und Ihr Reaktionsvermögen darüber, wie schnell Sie ein Fahrzeug zum Stillstand bringen können.
Um den Bremsweg im Alltag effektiv zu verkürzen, gibt's ein paar einfache Tipps, die jede*r von uns im Straßenverkehr beachten kann.
Erstens, immer genug Abstand halten. Klingt logisch, oder? So haben Sie genug Zeit zum Reagieren und um das Fahrzeug durch je nach Situation mehr oder weniger starkes Bremsen zum Stehen zu bringen . Zweitens, Ihre Reifen regelmäßig auf Profiltiefe und Luftdruck checken. Drittens, passen Sie Ihre Geschwindigkeit den Wetter-und Straßenverhältnissen an. Die Straßen sind nass oder glatt? Fuß vom Gas! Viertens, bleiben Sie aufmerksam und lassen Sie sich nicht ablenken. Handy weg, Augen auf die Straße.
Sicherheit geht hier in jedem Fall vor!
Bei einer Gefahrenbremsung geht es darum, das Fahrzeug möglichst schnell zum Stehen zu bringen. Hier ein schneller Überblick, wie Sie richtig reagieren:
Wenn Sie unsere Tipps rund um das Thema Bremsweg berücksichtigen, sind Sie auf jeden Fall für den Ernstfall gut vorbereitet und müssen sich um die Sicherheit im Straßenverkehr keine Sorgen mehr machen.
Unser Zusatztipp: Wer das Bremsverhalten seines Fahrzeugs besser kennenlernen möchte, findet in Fahrsicherheitszentren wie beispielsweise beim ADAC oder auf einfachen Verkehrsübungsplätzen eine gute Möglichkeit dafür.