2005 begann BMW auch am Standort Leipzig mit der Serienproduktion. Das Werk als iFactory zählt bis heute zu den modernsten und nachhaltigsten Automobilwerken der Welt – nicht nur der Architektur halber. Futuristisch und vernetzt muten die Gebäude an, doch bei einem Blick hinter die Kulissen wird deutlich, welche Rolle der Zukunftsgedanke auch bei der Produktion spielt. Unter der Prämisse “lean, green and digital”, zu Deutsch “schlank, nachhaltig und digital”, produziert der Premium-Hersteller verschiedene Modelle am sächsischen Standort.
Im Interview stellt sich Kai Lichte, Kommunikationsleiter für das BMW Werk Leipzig, unseren Fragen und gibt spannende Einblicke in Strategien, Visionen und das Geschehen vor Ort im BMW Werk Leipzig.
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Eine Investitionssumme von bereits mehr als vier Milliarden Euro floss in das BMW Werk am Standort Leipzig. Nicht verwunderlich ist es daher, dass die Automobilfabrik einerseits auf dem neuesten Stand der Technologie und andererseits stark mitarbeiter- und kundenorientiert arbeitet. Dafür verfügt das Werk über zahlreiche Einrichtungen, welche für die Entwicklung und Planung, Produktion, Auslieferung und nicht zuletzt auch für das Mitarbeiter-und Besuchererlebnis von besonderer Bedeutung sind.
Können Sie uns eine kurze Übersicht über das BMW Werk Leipzig geben?
Hier sieht man jetzt das Werk im Überblick. Damit man ein Gespür für die Dimensionen bekommt: wenn man einmal außen am Zaun entlang fährt, sind es ganze sieben Kilometer, die der Umfang des Werksgeländes bei 229 Hektar beträgt. Dabei nimmt die Karosserie den Weg vom Presswerk in den Karosseriebau, dann in die Lackiererei und anschließend in die Montage, bevor es dann auf die Versandfläche und dann im Normalfall mit dem Zug zum Kunden geht.
Welche Produktionskapazität hat das BMW Werk Leipzig und wie viele Mitarbeiter sind am Standort beschäftigt?
Wir bauen hier ungefähr eintausend Fahrzeuge am Tag, das heißt ungefähr jede Minute ein BMW oder ein Mini, und insgesamt sind hier über achttausend Menschen auf dem Werksgelände beschäftigt.
Seit dem Beginn der Serienproduktion am 1. März 2005 bis heute wurden so bisher mehr als 3,5 Millionen Fahrzeuge allein im Werk Leipzig gefertigt. Die gesamte BMW Group erreichte 2022 über alle Standorte hinweg sogar eine Produktionsleistung von knapp 2,4 Millionen Autos. Dazu tragen aktuell dreißig Produktionsstandorte weltweit, darunter auch München sowie Werke in Großbritannien, Europa, Asien, Südamerika und in den USA bei. Dabei werden die verschiedenen Modelle und Antriebsarten an unterschiedliche Standorte vergeben.
Wie sieht aktuell das Produktionsprogramm im BMW Werk Leipzig aus?
Wir bauen hier im BMW Group Werk Leipzig unsere kleinen frontangetriebenen BMWs – den 1er, den 2er Active Tourer, den 2er Gran Coupé und ab November diesen Jahres auch den neuen Mini Countryman.
Auf Basis welcher Kriterien wird die Produktion der Modelle an die verschiedenen Standorte vergeben?
Für die Werkebelegung spielen betriebswirtschaftliche, technische und infrastrukturelle Fragestellungen eine Rolle. Technisch zum Beispiel teilt sich der Mini Countryman dieselbe Architektur wie unsere Frontantrieb-BMWs, die wir hier in Leipzig produzieren. Und infrastrukturell stellt sich die Frage, welches Werk hat welche Kapazität noch zur Verfügung.
Welche Rolle spielt die E-Komponentenfertigung im BMW Werk Leipzig?
Hier im Werk ist die E-Komponenten-Fertigung das zweite große Standbein. Wir bauen aktuell Batteriemodule und künftig auch die kompletten Hochvoltspeicher für unsere Elektrofahrzeuge, also für den elektrischen Mini Countryman, aber wir beliefern damit auch unser Produktionsnetzwerk.
Das BMW Werk in Leipzig spielt dabei nicht nur für das Unternehmensnetzwerk selbst eine große Rolle, sondern auch für die Region. Diese ist in Deutschland und darüber hinaus als starke Wirtschaftskraft und für attraktive Arbeitsplätze bekannt, was nicht zuletzt durch große Unternehmen wie BMW verstärkt wird.
Welche Rolle spielt das BMW Werk Leipzig für die Stadt und die Region?
Wir sind zum einen der größte private Arbeitgeber in der Stadt und zum anderen engagieren wir uns auch in vielfältiger Art und Weise in sozialen, kulturellen und sportlichen Bereichen.
Welche Rolle spielt das BMW Werk Leipzig innerhalb der Gesamtstrategie von BMW?
Wir sind ein wesentlicher Bestandteil des weltweiten BMW Co-Produktionsnetzwerkes. Wir bauen hier in Leipzig die Fahrzeuge auf der Frontantriebsarchitektur – den 1er und exklusiv den 2er Active Tourer, das 2er Gran Coupé und künftig auch den Mini Countryman, der ausschließlich in Leipzig gefertigt wird.
Die Digitalisierung prägt Prozesse und Unternehmensstrukturen in aller Welt. Auch vor der Automobilbranche macht sie nicht Halt. BMW etabliert diese sogar im Leitbild “lean, green and digital” und setzt sie gezielt an zahlreichen Stellen in der Produktion ein. So erreicht man im BMW Werk Leipzig im Karosseriebau einen Automatisierungsgrad von 99%, welcher in erster Linie durch den Einsatz von Robotik und Internet of Things (IoT) zu Stande kommt.
Welche Bedeutung hat die Digitalisierung im BMW Werk Leipzig?
Digitalisierung ist natürlich ein ganz großes Thema bei uns im Werk. Wir vernetzen dabei Entwicklung, Planung und Produktion und besonders wichtig ist diese im Bereich Logistik und Qualitätskontrolle.
Wie werden digitale Technologien zur Verbesserung der Produktivität eingesetzt?
Im Bereich der Montage haben wir noch den höchsten manuellen Anteil von über 90%, aber auch hier hat die Digitalisierung ihre Vorteile, nämlich bei der Vielfalt unserer Ausstattungen. Der Kunde kann so bis zu sechs Tage vor Produktionsbeginn noch die Konfiguration seines Fahrzeugs ändern und wir sind trotzdem in der Lage, zeit- und termingerecht die entsprechenden Teile ans Band zu bringen und unsere Mitarbeiter zu informieren.
Welche Rolle spielt die vernetzte Logistik in der Produktionskette des Werks?
Ohne die Digitalisierung wäre “Just-in-time” und “Just-in-sequence” gar nicht denkbar, das heißt, die Teile kommen wirklich im Moment der Produktion ans Band und zwar auch genau in der richtigen Reihenfolge, wie sie benötigt werden.
Neben der Digitalisierung rücken Nachhaltigkeitsfragen, auch in Sachen Elektromobilität, immer mehr in den Fokus von Unternehmen und Kunden – auch in der Automobilbranche. BMW setzt sich in diesem Feld besonders für Innovationen ein, um diese voranzutreiben und Meilensteine nicht nur zu setzen, sondern vor allem zu erreichen. Oliver Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG, bringt dies auf den Punkt: "Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg gehen bei der BMW Group Hand in Hand. Denn gerade als Premiumhersteller haben wir den Anspruch, beim Thema Nachhaltigkeit voranzugehen.”
Welche Position nimmt E-Mobilität im Werk Leipzig ein?
Wir waren mit dem i3 und dem i8 die Geburtsstätte der E-Mobilität bei BMW und jetzt nutzen wir die Kompetenz unserer Mitarbeitenden für die E-Komponenten-Fertigung, die wir seit Mai 2021 hier im Werk haben. Künftig werden wir auch komplette Hochvoltspeicher, nicht zuletzt für den vollelektrischen Mini Countryman, hier im Werk bauen.
Wie sieht die Nachhaltigkeitsstrategie im BMW Werk Leipzig aus?
Nachhaltigkeit war hier im BMW Group Werk Leipzig tatsächlich schon von Anfang an bei der Werksgründung beziehungsweise dem Werksbau 2005 mitgedacht. Ein weithin sichtbares Zeichen dafür sind die vier Windräder auf dem Werksgelände, die immerhin für 13% des benötigten Stroms sorgen. Wir beziehen auch ausschließlich grünen Strom. Darüber hinaus wird der nächste große Schritt das Thema Wasserstoff sein. Unsere Vision ist, das Werk mit grünem Wasserstoff zu betreiben.
Wie wird die Lieferkette des Werks in Bezug auf Nachhaltigkeit ausgerichtet?
Natürlich machen wir, um die Lieferkette nachhaltig zu gestalten, unseren Lieferanten die entsprechenden Auflagen, die wir auch kontrollieren. Bei manchen Rohstoffen gehen wir sogar so weit, dass wir diese selber einkaufen und anschließend unseren Lieferanten zur Verfügung stellen, um ganz sicherzugehen, dass diese den entsprechenden Auflagen und Vorstellungen von BMW entsprechen.
Das BMW Werk Leipzig zählt seit seiner Eröffnung zu einem der zentralen Schnittstellen der BMW Group. Nach fast zwanzig Jahren fällt die Bilanz des Standortes sowohl für die BMW Group als auch für die Region überaus positiv aus. Der Anspruch des Premiumherstellers, den Kunden die Freude am Fahren zu garantieren, ohne dabei Umweltauswirkungen zu vernachlässigen, hat dabei nur allzu oft die Vision geprägt und zu beträchtlichen Erfolgen geführt. So wurden seit 2005 im BMW Werk Leipzig bisher 16 verschiedene Fahrzeugvarianten und seit 2021 auch Batteriemodule gefertigt.
Wie sieht die Zukunft des BMW Werk Leipzig aus?
Im Mini Countryman sieht man einen wichtigen Teil der Zukunft unseres Werks. Diesen werden wir ab November hier im Werk bauen, um noch einmal zusätzliche Stückzahlen ins Werk zu bringen und den Mini wird es vor allem auch vollelektrisch erhältlich geben.
Im Februar 2023 rollte das 3.333.333ste Auto im BMW Werk Leipzig vom Band. Wir sind gespannt, wie sich dieses in Zukunft weiterentwickeln wird und welche weiteren Modelle wir bald in Leipzig, am ersten Produktionsstandort weltweit als Symbiose aus BMW und Mini, begrüßen dürfen.
